von Gertrud Martin
Am 23. Januar 2016 fand auf Einladung des „Aktionsbündnis Ehe & Familie – DEMO FÜR ALLE“ in der Liederhalle in Stuttgart ein Symposium „Gender und Sexualpädagogik auf dem Prüfstand der Wissenschaften“ statt. Das Aktionsbündnis ist entstanden als Reaktion auf die Bewegung „EHE FÜR ALLE“. Es veranstaltet seine Demos speziell als Antwort auf die Bemühungen der Kultusministerien verschiedener grünrot regierter Bundesländer, die „Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt“ über die Lehrpläne der Schulen in allen Altersstufen der Kinder zu implementieren. Das Aktionsbündnis ist der Überzeugung, dass die damit einhergehende Frühsexualisierung der Kinder nicht hinzunehmen ist, zumal dadurch das elterliche Erstrecht auf Erziehung ihrer Kinder ausgehebelt werde.
Auch anlässlich dieser Veranstaltung hatte es im Vorfeld Störfeuer von links gegeben. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte den Zugang (über Umwege) zum Saal für die ca. 900 Besucher.
Hedwig von Beverförde, die hauptverantwortliche Organisatorin, erwähnte in ihrer Eröffnungsansprache, dass Kritiker/innen des Aktionsbündnisses DEMO FÜR ALLE, wie z.B. die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) und die Landtagsabgeordnete der Bündnisgrünen, Brigitte Lösch, die Einladung ausgeschlagen hätten. Auch der herausragende Verfechter frühkindlicher Sexualerziehung Prof. Dr. Uwe Sielert hatte erklärt, diesem speziellen Publikum nicht Rede und Antwort stehen zu wollen. Das Aufgebot an Referenten war trotzdem beeindruckend:
Unter dem Titel „Lockender Unterschied im Spannungsfeld von Mann und Frau“ zeigte die Philosophin, Sprach- und Politikwissenschaftlerin Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz auf, wie in der Evolution des Menschen und in allen Kulturen seine Hinordnung auf den gegengeschlechtlichen Partner den roten Faden bildet: „Der Mann wird an der Frau zum Mann! Wie sonst? Die Frau wird am Mann zur Frau! Wie sonst?“ Ihr Vortrag machte beklemmend bewusst, wie weit unsere Gesellschaft sich von gott- und naturgegebenen Leitlinien entfernt hat.
Dr. Thomas Kubelik, Germanist und Gymnasiallehrer, kam in seinem Referat „Wie Gendern unsere Sprache verhunzt“ zu dem Schluss: „Geschlechtersensibel verfasste Texte erschweren sinnerfassendes Lesen und zielen auf eine subtile Form politisch motivierter Umerziehung. Der feministischen Linguistik ist es mit pseudowissenschaftlicher Rhetorik gelungen, der deutschen Sprache eine Verunstaltung sondergleichen aufzuzwingen.“ Die vorgetragenen Beispiele mussten auch überzeugte Anhängerinnen des Binnen-I ins Grübeln bringen.
Nach der Mittagspause sprach Dr. Jakob Pastötter, Sexualwissenschaftler, Kulturanthropologe und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung über: „Wieviel wissenschaftliche Pluralität braucht die Sexualpädagogik?“ Er plädierte dafür, den Eltern die Entscheidung darüber zu überlassen, wie sie die Sexualbildung ihrer Kinder gestalten wollten, weil niemand den Anspruch erheben könne, die einzig „gute“ Sexualpädagogik zu vertreten.
Als „Ersatz“ des verhinderten Evolutionsbiologen Prof. Dr. Axel Meyer von der Uni Konstanz sprang der emeritierte Professor für Christliche Sozialwissenschaften Manfred Spieker ein. Er nennt die Sexualpädagogik der Vielfalt „das eigentliche Schlachtfeld des Gender Mainstreamings“, indem alle sexuellen Orientierungen und Praktiken in Schule und vorschulischen Betreuungseinrichtungen als normal und gleichwertig dargestellt werden sollen.
Mit seinem sehr lebendigen, stellenweise witzig vorgetragenen Referat „Persönlichkeit, Geschlecht, Identität“ schloss Dr. Raphael M. Bonelli, Neurowissenschaftler, Psychiater und systemischer Psychotherapeut aus Wien, die Reihe der Vorträge ab. Sein Fazit: „Frühsexualisierung ist das Muster der Pädophilen schlechthin. Sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige beginnen stets damit, dass der Täter beim betroffenen Kind zuerst dessen Aufklärung fördert und in ihm ein außergewöhnliches, nicht altersadäquates Interesse an Sexualität weckt.“
Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion „Gender und Sexualpädagogik in Wissenschaft und Praxis“. Die ursprünglich geladenen Vertreter der Genderlehre bzw. der emanzipatorischen Sexualpädagogik glänzten durch Abwesenheit, allen voran Prof. Dr. Uwe Sielert, der Papst frühkindlicher Sexualbildung in Deutschland. Eine seiner Veröffentlichungen (sein Evangelium) trägt den Titel: „Sexualbildung von Anfang an! Sexualität und Sexualerziehung im Bildungsauftrag von Kindertagesstätten“.
Im Foyer zum Tagungsraum waren viele, überwiegend kirchlich orientierte Anbieter von Büchern und Schriften vertreten. Unsere Verbandszeitung und das neue Vorstellungsfaltblatt fanden reißende Abnahme.