Unsere Leserin Jana Krenk schreibt uns (Fh 2016/1)

Danke für die neue Ausgabe 3/2015 der Zeitschrift Familienarbeit-heute, die mir sehr gut gefällt.

Darin wird die wichtigste Frage aufgeworfen: Geht es nicht in Wirklichkeit darum, dass die Gleichberechtigung noch nicht verwirklicht ist?

Die hartnäckige Bekämpfung aller vernünftigen Lösungen wie zum Beispiel das Erziehungsgehalt, die erzwungene Trennung der Mutter vom Kind trotz aller warnenden Stimmen der Psychologen und Ärzte und die unglaubliche Folgsamkeit der Frauen und Mütter, die ihre Kinder bereits mit wenigen Wochen bedenkenlos in die Ganztagskrippen geben um erwerbstätig zu sein, lassen auf einen verdeckten Kampf um die Unterwerfung der Frau schließen. Gleichzeitig geht es um eine zu geringe Selbständigkeit und Selbstachtung der Frauen, die ihre eigene Situation und die der Kinder zu wenig hinterfragen und sich zu sehr von den öffentlichen Medien leiten lassen.

Die Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist solange nicht gegeben, solange die Frau als Mutter nicht existentiell abgesichert ist. In allen natürlichen Gesellschaften war die existentielle Absicherung der Mütter und Kinder eine Aufgabe der Gemeinschaft. Bei uns jedoch, in einer hochentwickelten Gesellschaft, sind Kinder zum Armutsfaktor Nr. 1 geworden. Wie ist das möglich? Die Situation der Mutter wird dadurch vertuscht, dass sie sich die Kindererziehung mit dem Vater doch teilen kann. Also keine rein weibliche Angelegenheit, mit der man sich weiter befassen müsste. Die Wahrheit ist, dass die meisten Kinder bei der Mutter leben und dass die Mütter den Großteil des Haushalts und der Kindererziehung stemmen. Wann werden wir Frauen, Mütter und Eltern diese Ungerechtigkeit durchschauen?

Solange Frauen keine Kinder haben und somit uneingeschränkt erwerbstätig sein können – also die ‚männliche Art leben‘, sind sie ‚gleichberechtigt‘. Wenn aber Kinder geboren werden, ist es vorbei mit der existentiellen Absicherung, mit der Unabhängigkeit und der Gleichberechtigung. Will sie dies nicht in Kauf nehmen, muss sie sich der Vorgabe der Politik beugen und das Kind in die Betreuung geben. Entscheidet sie sich für die natürlichste Idee aller Zeiten, ihr Kind selbst zu betreuen, wandert sie geradewegs in die gleiche existentielle Abhängigkeit wie vor 200 Jahren. Was hat also die angebliche ‚Gleichberechtigung‘ und ‚Gleichstellung‘ für die Mütter gebracht? Nur eins: Dass heute auch die Väter in diese Abhängigkeit fallen, wenn sie ihr Kind selbst betreuen.

Wer aber denkt, Kinder seien ein privates Hobby der Eltern, hat von einem wirklich funktionierenden Generationenvertrag nichts verstanden.

Erwerbstätige Eltern können sich noch so anstrengen, der Haushalt und die Fürsorge für die Kinder nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als uns allgegenwärtig durch die Medien vermittelt wird. Kindererziehung ist mit einer Vollzeit-Berufstätigkeit beider Eltern, wie es sich das Familienministerium vorstellt, nicht so leicht zu vereinbaren. Der Verzicht auf Entspannung oder gar eigene Freizeit ist vorprogrammiert und das Risiko, früher oder später den Arbeitsplatz zu verlieren oder in die Teilzeit zu fallen, ist enorm. Durch die Erwerbstätigkeit wird die Kindererziehung zur Nebensache und läuft oft aus dem Ruder. Dass die Eltern wegen der Überforderung ihren Job irgendwann verlieren, gesundheitlich oder anderweitig auf der Strecke bleiben, erscheint bei den heutigen Anforderungen nur logisch. Es wird weitgehend verschwiegen, welchen Preis Eltern für ihre gesellschaftliche Gleichberechtigung zahlen: Oft entfremden sich die Kinder und die wichtigste Beziehung des Menschen, die innerfamiliäre Bindung, geht verloren.

Da immer mehr Väter sich in die Kindererziehung wagen und den eigenen Nachwuchs zuhause betreuen, bleibt uns die Hoffnung, dass die Väter diese Situation durchschauen und dieser unglaublichen Benachteiligung der häuslichen Kindererziehung den Kampf ansagen. Dem werden sich dann mit Sicherheit auch die Mütter anschließen, und gemeinsam würden sie diese Benachteiligung abschaffen. Aber vielleicht erwachen die Frauen und Mütter auch ohne diese Vorlage und setzen sich für ihre Interessen und die der Kinder selbst ein. In beiden Fällen wäre es wünschenswert, dass in diese Thematik ein frischer Wind der Erkenntnis und Vernunft kommt.

Jana Inka Krenk, Vorsitzende von www.eltern-bestimmen-selbst.de