Das Kreuz der Mutterschaft – drei Gegenentwürfe zum Mutterkreuz

Text von Gertrud Martin aus der fh 4/2019

 

Wie sich die Zeiten ändern! Binnen der letzten 90 Jahre hat sich das Ansehen der Mutter und ihrer „Rolle“ in Politik und Gesellschaft von euphorischer Überhöhung zu fast verächtlicher Geringschätzung gewandelt. Auch die Kunst spiegelt diese Entwicklung wider. Unter dem Titel: „Leidenstriathlon. Freitod, Wahnsinn, Depression.

In Hamburg werden drei Stücke über Mütter gezeigt. Fazit: „Bloß nie Kinder kriegen“, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung vom 24.10.2019 in ihrem Feuilleton Kritiken zu drei Theaterstücken, die aktuell in Hamburg aufgeführt werden.

Zitat weiter:

„Muttertage in Hamburg. Auf drei Bühnen nur Verzweifelte. Die einen haben das Selbstmord-Gen. Die andere die Mordlust. Und alle weiteren Mamis sind auch unglücklich. Eine will kein Kind von dem Mann, den sie liebt und zeugt es dann mit dessen Bruder. Ihre Schwägerin mit zwei Kindern ist auch nicht fröhlicher. Und selbst ein Mann kann plötzlich Mutter sein. So verdreht ist die Welt für alle Frauen, die nichts zu lachen haben. Jedenfalls nicht die vielen Stunden lang, die diese drei Theaterstücke an zwei Häusern neun Frauenschicksale beschreiben, von denen vier im Freitod enden. (…) Mutter möchte man nicht mehr sein nach diesem Seufzertriathlon mit den Streckenabschnitten ‚Anatomie eines Suizids‘, ‚Neverland‘ und ‚Sechs Koffer‘.“

Paaren mit Kinderwunsch und Schwangeren wird von diesen Inszenierungen abgeraten: „Trauriger als die Beschreibungen von Elternschaft als Unglücksfalle in diesen drei Stücken ist eigentlich nur der Zustand von Mutter Erde selbst. Und auch der schreit nach Fortpflanzungsstreik…“ Diese Schlussbemerkung zeigt: Der Autor dieser Theaterkritik ist mit den Verwerfungen, die das Geburtendefizit in Deutschland verursacht, nicht vertraut. Zugegeben: Hier die Balance zu finden ist schwierig.

Fotoquelle: pixabay – RyanMcGuire

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