Text von Gertrud Martin aus der fh 4/2019
Innere Unruhe, nagende Selbstzweifel, kaum Energie: Fast 2 Prozent der Schüler/innen in Deutschland haben nach einer Studie der DAK Krankenkasse unter ihren Versicherten eine diagnostizierte Depression. Für den aktuellen Kinder- und Jugendreport wurden Abrechnungsdaten von mehr als 370000 Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren für das Jahr 2017 ausgewertet. Alles in allem zeigt jedes 4. Kind psychische Auffälligkeiten.
„Im Report sehen wir nur die Spitze des Eisbergs“, kommentierte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. „Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.“
Die deutsche Depressionshilfe listet Besonderheiten in der Symptomatik nach Altersgruppen auf. Für Kinder zwischen 1 und 3 Jahren werden u.a. genannt: Vermehrtes Weinen, Teilnahmslosigkeit, erhöhte Reizbarkeit, überanhänglich, kann schlecht allein sein, Schaukeln des Körpers, exzessives Daumenlutschen, auffälliges Spiel- und Essverhalten, Schlafstörungen.
Die Ursachenforschung führt neben einer genetischen Disposition viele mögliche Auslöser auf. Nicht hinterfragt wird allerdings der Einfluss, den die Traumatisierung der Kleinstkinder durch zu frühe Mutterentbehrung und eine täglich oft vielstündige Belassung in einer überfüllten Krippe hat. Schreien und Klammern bei der Anlieferung hilft nicht: „Der beruhigt sich, sobald Sie weg sind!“ Ja, das Weinen wird zum Wimmern und verstummt dann in Resignation, täglich, oft über mehrere Wochen hin. Kinder sind verschieden veranlagt: Was das eine gut wegsteckt, stürzt andere in Verzweiflung.
Wenn es um Technikfolgenabschätzung geht, wird normalerweise dazu geraten, Risiken nach bestem Wissen und Gewissen auszuschließen. Nicht so bei den Zumutungen für unsere Kinder! Beklagt wird ein steigender Leistungsdruck in der Schule. Aber kein Wort über die so genannte frühkindliche Bildung, die doch den Einstieg in den Leistungsdruck markiert, umso mehr, wenn das frühe Urvertrauen nicht wachsen durfte.
Ein so so so wichtiges Thema! Sehr guter Bericht, vielen Dank! Ich kann auch nur aus meiner subjektiven Erfahrung sagen bzw diese Thesen bestätigen, dass aus den Karteien (Dokus), realen Fällen/Klienten in meinem Praxissemester in einer Kinder-und Jugendpsychiatrie eben genau diese Erkenntnis hervorging. Viele depressive Kinder… Der Leistungsdruck in Schulen hat enorm zugenommen, als ich in den Schulen gearbeitet habe wurde mir dieses Pensum, was die Kinder alles leisten müssen, bewusst. Wenn man sich jahrelang mit Behinderung, psychischen Krankheiten etc befasst, weiß man, um die Wichtigkeit des Themas Bindung und Urvertrauen. Aber immer wieder dieses Argument, wir brauchen das Geld, Mama muss wieder arbeiten, deswegen soll das Kind in die Kita.