Eine Buchbesprechung aus der fh 1/22 von Gertrud Martin
Helena Graf: „Schlüsselgewalt“
Gender im Windschatten des Feminismus
agenda Verlag Münster | 306 Seiten, 17,90 Euro | ISBN 978-3-89688-705-4
Das Sachbuch ist – anders als der Titel vermuten lässt – keine Abhandlung über das eheliche Güterrecht, sondern eine Zusammenstellung von Beiträgen mehrer Autorinnen und Autoren über die Entwicklung des Feminismus zum Genderismus. Aus verschiedenen Blickwinkeln zeigt Helena Graf auf, wo die Widersprüche und Gefahren bei diesem Thema liegen. So entwickelte sich aus der ursprünglichen Frauenforschung die Geschlechterforschung mit der Unterscheidung von „sex“ und „gender“. Gruppierungen wie „Queernet“, eine Organisation der LSBTTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle), verfolgen zunehmend unter dem Begriff Feminismus ihre eigenen Ziele und beanspruchen als Minderheit die Deutungshoheit. Bei der Weltfrauenkonferenz 1995 setzten amerikanische Feministinnen ihre Positionen durch, nicht zuletzt durch die trickreiche Verschiebung der Schlussabstimmung um einen Tag. Denn zu den familienorientierten Gruppen gehörten viele afrikanische Delegierte aus armen Ländern, die aus Kostengründen ihren Rückflug nicht umbuchen konnten und planmäßig abreisen mussten. Damit war der Weg der Gender-Vertreterinnen zu einer Mehrheit für ihre Ideologie frei.
Die Autorin stellt u.a. fest, dass Gender in seiner aktuellen Form keine Befreiung bedeute. Vielmehr werde Müttern und Vätern das Recht genommen, die Arbeit in der Familie so aufzuteilen wie sie es für richtig halten. Ebenso werde nicht berücksichtigt, was für die Kinder gut sei. Der Kampf um gleiche Rechte für Frauen werde zum Kampf gegen Männer und die Familie. Sie zitiert auch Joh. Resch vom Verband Familienarbeit e.V., der in seinem Beitrag „Die Gleichstellungslüge“ die Minderbewertung der elterlichen Erziehungsarbeit kritisiert, welche allein durch die finanzielle Absicherung der Familienarbeit überwunden werden kann.
Die genderpolitische LSBTTIQ-Agenda erwartet von der Mehrheit der Bevölkerung nicht Toleranz, sondern Akzeptanz für ihre Sichtweise. Diese soll unkritisch gutgeheißen werden nach dem Motto: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Dazwischen gibt es nichts. Lt. Graf ist eine objektive Diskussion heute kaum mehr möglich.
Wer Argumente zu dem Thema sucht, wird in diesem Buch fündig. Es ist keine leichte Kost und kann nur stückweise „durchgearbeitet“ werden.