Interview mit Sylvia Pantel

Aus der fh 2 /22

Fh: Sehr geehrte Frau Pantel, der Verband Familienarbeit e. V. begrüßt Sie in Ihrem neuen Amt als Geschäftsführerin der Stiftung für Familienwerte, in der wir Mitglied sind, und wünscht Ihnen für Ihre Arbeit eine glückliche Hand. Die Stiftung versteht sich als Dachverband verschiedener Vereine und auch Einzelpersonen, die familienpolitisch interessiert und tätig sind, mit jeweils etwas anderen Schwerpunkten. Was planen Sie für Ihren Einstieg?

Pantel: Gerne übernehme ich die interessante Aufgabe als Geschäftsführerin der Stiftung für Familienwerte. Die Stiftung möchte Familien auf Grundlage des christlichen Menschenbildes des stärken und dazu beitragen, dass sich die Rahmenbedingungen für unsere Familien verbessern. Die notwendigen Werte wollen wir sichtbar und erfahrbar machen. Wir haben uns mit vielen Partnern vernetzt, um den Wirkungsgrad und die Expertise zu Gunsten unserer Familien zu erhöhen. Die von uns jährlich organisierte Tagung brachte die Idee hervor, gemeinsame Kampagnen zu organisieren. Die Umsetzung dieses Vorhabens ist eine zielführende Aufgabe, und es freut mich sehr, zu sehen, wieviel ehrenamtliches Engagement und Wissen rund um das Familienleben bei unseren Partnern existiert. Unser neues Projekt heißt „Lust auf Familie“ #Faires Elterngeld.

Fh: In der Politik hat sich weithin die Überzeugung etabliert, dass unter dem Begriff „Familienförderung“ ausschließlich der milliardenschwere Ausbau der Kinderbetreuung in Krippe und Kita und damit die umfängliche Trennung der Kinder von den Eltern zu verstehen sei. Also das Gegenteil von Familie! Die von den Eltern – und da immer noch von den Müttern – geleistete häusliche Betreuungs- und Erziehungsarbeit bleibt nach wie vor unbezahlt und verursacht dadurch finanzielle Schieflagen in den Familien, die ihre grundgesetzlich festgeschriebene Wahlfreiheit bezüglich der Art und Weise, wie die Kinder aufwachsen sollen, wahrnehmen wollen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Pantel: Ich halte diese Förderung nicht für eine ausreichende Familienförderung, sondern sie ist ein Instrument, um fehlende Fachkräfte in den Arbeitsmarkt zu bringen und mit der Überschrift „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ öffentlich zu fördern. Das hat mit wirklicher Wahlfreiheit für die Eltern kaum etwas zu tun. Die Berücksichtigung und Anerkennung von Familienarbeit fehlt bei diesem Ansatz ganz. Viel zu selten wird gefragt: Was ist wirklich gut für das Kind? Was ist gut für die Familien? Ich komme aus einer kinderreichen Familie, und es war immer mein Wunsch, ebenfalls eine große Familie zu haben. Nun haben mein Mann und ich fünf erwachsene Kinder, und uns war sehr schnell klar, dass eine Erwerbsarbeit beider Eltern entschieden zu Lasten unserer Kinder gehen würde, denn Familienarbeit und Erwerbstätigkeit sind nicht zu gleicher Zeit zu leisten. Die einseitige staatliche Kita-Förderung gerade für die ersten drei Jahre ist nicht gerecht. In den vergangenen Jahren erklärte man den Eltern oft, dass die Bildungarbeit in der Kita und ausgesprochen in der Krippe besser für gute Bildungschancen für den späteren Lebensweg sei. Wir wissen heute aber, dass Bindung eine notwendige Voraussetzung für gute Bildung ist, und viele Studien belegen, wie wichtig die Bezugspersonen, am besten die Eltern, für die Kinder sind. Liebevolle Elternarbeit und -fürsorge sind staatlich nicht zu ersetzen. Mich ärgert der Rechtfertigungsdruck, dem junge Mütter mittlerweile ausgesetzt sind, wenn sie sich um die eigenen Kinder selber kümmern wollen. Aber sind nicht gerade gut ausgebildete Eltern die beste Voraussetzung für unseren Nachwuchs? Genau dieses wichtige Thema ist Bestandteil unserer ersten Kampagne, die wir auf unserer Homepage „Lust auf Familie“ #Faires Elterngeld behandeln. Ich hoffe, dass viele Eltern mitmachen und die Botschaft und unsere Forderung verbreiten.

Fh: Ja, diese Hoffnung teile ich mit Ihnen, denn die Zeiten der unbezahlten Familienarbeit sind in unserer Erwerbsgesellschaft endgültig überholt. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engagement und für dieses Gespräch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert