Eine Pressemitteilung des Heidelberger Familienbüros vom 1. Februar 2007
Die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen gehoert bekanntlich zu den Protagonisten einer Kindergartenpflicht fuer das letzte Kindergartenjahr"
Damit sollen alle Kinder die Sprachkenntnisse und das Gruppenverhalten erwerben, die fuer die Einschulung notwendig sind. Mit dieser einfach-autoritaeren Loesung steht die Ministerin nicht allein (vgl. die Unterstuetzung des "Kinderland"-Regierungschefs Guenther Oettinger in Baden-Wuerttemberg, HPL), waehrend Fachleute auf fruehzeitigere Hilfen draengen, bei denen die Eltern nicht aussen vorbleiben (vgl. z.B. HBF 2002a).
Der Glaube an den "starken Staat" bei Fragen der Kinderbetreuung und Erziehung ist allerdings auch bei den tonangebenden Fachleuten verbreitet (vgl. die einschlaegigen Jugend- und Familienberichte, z.B. HBF 2002b). Allerdings erreicht er bei einigen Expertinnen nun eine voellig neue Qualitaet, wenn ploetzlich das DDR-Betreuungssystem als fuer die Bundesrepublik vorbildlich gepriesen wird. Dieser Lobgesang wird nicht nur von der Soziologin Heike Wirth vom Zentrum fuer Umfragen, Methoden und Analysen in Mannheim angestimmt. Noch weitaus bemerkenswerter ist dieses Votum – "das Einzige, was richtig gut war in der DDR" – aus dem Munde von Waltraud Cornelissen. Ihres Zeichens die Leiterin der Abteilung Geschlechterforschung und Frauenpolitik am Deutschen Jugendinstitut (DJI) in Muenchen, das bei der Erstellung der diversen Jugend- und Familienberichte fuer die Bundesregierung massgeblich beteiligt ist.
Diese krippen-ostalgischen Verklaerungen im Rheinischen Merkur (HPL) werden zudem noch abgerundet durch die allen Ernstes aufgestellte Behauptung, "ob sie ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen unterbringen, konnten Eltern im Osten freiwillig entscheiden." (vgl. dazu HBF 2006c)
Bei aller Enttaeuschung ueber den schleppenden Ausbau der Kleinkindbetreuung im Westen – oft auf qualitativem Billigniveau (vgl. z.B. HBF 2006) – kann das keine Rechtfertigung fuer die im Rheinischen Merkur abgedruckte Verklaerung des DDR-Krippen- und Erziehungssystems sein! Gegen diese um sich greifende Geschichtsvergessenheit hatte um die Jahreswende nicht nur der saechsische Kultusminister Steffen Flath Front gemacht (vgl. HPL). Lange vor ihm hatten Fachleute wie der ostdeutsche Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz (HPL) und der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer (HPL) die weitreichenden, gesellschaftspolitisch brisanten Folgen der DDR-Kollektiverziehung beschrieben, die bis in die Gegenwart hineinreichen.