Ein Plädoyer für starke innerfamiliäre Bindungen

Beitragsbild: Kinder in Kita

von Dr. Johannes Resch aus der fh 4/23

 

So wie Pflanzen Licht und Wasser brauchen, um Wurzeln zu schlagen und zu gedeihen, so brauchen Kinder die Nähe, die Liebe und Resonanz fürsorglicher und zuverlässiger Erwachsener. Kein anderes Lebewesen ist so ausgeprägt und so lange auf liebevolle Fürsorge angewiesen wie der heranwachsende Mensch. Keine Fremdbetreuung kann diese dauerhaft ersetzen. Schon gar nicht Gleichaltrige.

Die erste, also primäre und wichtigste Bezugsperson im Leben eines Menschen ist und bleibt die leibliche Mutter. Herzschlag, Stimme, Geruch und Hautkontakt sind durch die Schwangerschaft und Stillzeit vertraut. Ihre Nähe beruhigt das Kind oft sofort. Die Mutter gibt Nahrung, Wärme, Sicherheit und Geborgenheit. Auch andere fürsorgliche und liebevolle Erwachsene wie der Vater, die Großeltern und vertraute Verwandte wie auch ältere Geschwister sind Bezugspersonen und verstärken das innerfamiliäre Bindungsnetz.

Ein verstörender Trend macht sich seit Jahrzehnten mehr und mehr breit: Fremdbetreuung und die starke Orientierung an Gleichaltrigen. Der Psychologe Gordon Neufeld und der Arzt Gabor Maté prägten den Begriff der peer group, die den familiären Zusammenhalt zerstöre und die Entwicklung zu wahrer Eigenständigkeit blockiere. Dazu kommen heute digitale Phänomene wie Tik-Tok, Instagram, YouTube u.a., die die Atmosphäre an den Schulen wie auch in Familien vergiften und die eine aggressive, verrohende und sexualisierte Jugendkultur fördern. Es entstehen emotionale Entfremdung, soziale Einsamkeit, Abhängigkeiten von Socialmedia-Bildern, Likes, gefakten Profilen und Fotos. Umso wichtiger ist es heute, das reale Gespräch zu suchen, gemeinsame Unternehmungen und Zeit mit der Familie zu verbringen und so den Zusammenhalt zu stärken. Visuelle Welten sind eine gefährliche Scheinwelt und Verführung. Nur die natürliche Autorität und Erfahrung verantwortungsbewusster Eltern und Großeltern, von älteren Geschwistern und Verwandten, von Lehrern zu Schülern geben Heranwachsenden Halt und Orientierung. Kinder brauchen genau das, um durch die Turbulenzen der Pubertät zu kommen, ohne sich „im falschen Körper zu fühlen“. Familiär gebundene Teenager, die sich ernst und angenommen fühlen, sind z.B. eher gegen schädliche peer group Einflüsse wie auch gegen den Transgenderhype immunisiert.

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