Ein Blick zurück – im Zorn!

Beitragsbild: Familie im Sonnenuntergang

 

Text von Gertrud Martin aus der fh 1/2020

Einer unserer treuesten Leser (er archiviert unsere Fh seit der ersten Ausgabe) schickte uns einen Ausschnitt aus der Zeitschrift „Für Sie“ aus dem Jahr 1984. Der damalige CDU-Familienminister Heiner Geißler (1930–2017) wird zitiert:

„Sehen wir die Gleichberechtigung rein rechtlich, so können wir klar sagen, dass Männer und Frauen sowohl in der Europäischen Gemeinschaft als auch hier in der Bundesrepublik Deutschland gleichgestellt sind. Doch der Blick in die alltägliche Praxis und in das Arbeitsleben zeigt erhebliche Defizite. Daher wollen wir – wie bei den Forderungen nach einer europäischen Umweltpolitik – auch bei der Realisierung der Gleichberechtigung in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen und mit gutem Beispiel vorangehen. So haben wir zum Beispiel die Anspruchsvorausetzungen für den Bezug der Altersrente verbessert. Wer heute nach mehr als fünf Jahren seine Erwerbstätigkeit zugunsten der Familie aufgibt, verliert nicht mehr den in dieser Zeit erworbenen Anspruch auf Altersrente. Die Erziehung eines Kindes bis zum 5. Lebensjahr wird bei der Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrente wie eine Erwerbstätigkeit berücksichtigt. Dies muss fortgesetzt werden, indem wir die Betreuung eines Kindes auch durch die Einführung eines Erziehungsgeldes erleichtern. Diese Politik muss auch im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft ihren Niederschlag finden (…) Wichtig bleibt für uns bei all diesen Überlegungen, dass wir den Frauen nicht vorschreiben wollen, wie sie sich zwischen Familie und Beruf entscheiden. Vielmehr sehen wir unsere politische Aufgabe darin, die Bedingungen für eine echte Wahlfreiheit zu verbessern (…).“

Noch 2011 kritisierte der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Christian Bäumler, die Ausgestaltung des Elterngeldes: „Die Erziehungsarbeit einer Krankenschwester muss dem Staat so viel wert sein wie die Erziehungsarbeit einer leitenden Angestellten!“ Wir vom Verband Familienarbeit reiben uns die Augen und fragen: Was ist aus der CDU geworden? Ein familienpolitischer Blindgänger!

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