Corona-Krise: Hilfe wieder nur für regierungsgenormte Eltern?

In der Corona-Pandemie werden viele Milliarden für die Wirtschaft locker gemacht. An Eltern, die jetzt ihre Kinder sogar selbst beschulen sollen, wird dagegen kaum gedacht. Nur beim Elterngeld strebt Ministerin Giffey eine kleine Korrektur an: Wird im Jahr vor einer Geburt wegen Corona Kurzarbeitergeld bezogen, soll das das Elterngeld nicht mindern.

Allerdings macht dieses Ansinnen einen Konstruktionsfehler des Elterngelds deutlich: Warum sinkt das Elterngeld überhaupt, wenn zuvor Kurzarbeitergeld bezogen wurde? Warum ist es bei vorangegangener Krankheit oder Arbeitslosigkeit geringer? Warum ist es geringer, wenn im Jahr vor der Geburt bereits ältere kleine Kinder in der Familie betreut wurden, trotz des höheren Bedarfs? – Der Konstruktionsfehler des Elterngeldes liegt darin, dass die Betreuung eines Säuglings wie eine Krankheit behandelt wird, für die „Lohnersatz“ zu zahlen ist. Tatsächlich ist aber die Erziehung von Kindern eine Leistung, die heute allen zugutekommt, weil ohne Kinder unser gesamtes Sozialsystem zusammenbrechen muss und auf lange Sicht auch unsere Wirtschaft. Eltern brauchen keinen „Lohnersatz“, sondern einen „Lohn“ für ihre Arbeit.

Die Corona-Krise sollte verdeutlichen, dass die Erziehung von Kindern wie auch die häusliche Pflege von Angehörigen „systemrelevant“ und nicht zu ersetzen ist. Corona hat auch die Risiken gezeigt, die mit der Heimunterbringung von alten Menschen verbunden sind. Die Krise sollte endlich einen Einstieg in die Honorierung der häuslichen Kindererziehungs- und Pflegearbeit bringen, um durch Anerkennung dieser gesellschaftlich unentbehrlichen Leistung den Familien und besonders den Alleinerziehenden das Überleben zu sichern.

Schon vor über 10 Jahren hat das Bundesverfassungsgericht in mehreren Urteilen die verfassungswidrige Missachtung der elterlichen Erziehungs- und Betreuungsleistung festgestellt, ohne dass seither eine entsprechende Korrektur erfolgte.

Wenn Familien zunehmend versagen, muss auch das Gemeinwesen versagen.  Selbst eine florierende Wirtschaft wird ohne die Leistungen auf familiärer Ebene zu keiner stabilen Gesellschaft führen. Funktionierende Familien sind ebenso wie eine leistungsfähige Wirtschaft Grundlage für ein stabiles Gemeinwesen. Beides darf weder gegeneinander ausgespielt, noch darf das eine gegenüber dem anderen vernachlässigt werden.

Der Verband Familienarbeit fordert die Gleichstellung von Erziehungs- und Pflegearbeit gegenüber herkömmlicher Erwerbsarbeit.

Bildquelle: Pixabay – ddimitrova

Comments

  1. Andrea Gschlössl schreibt:

    Das sehe ich absolut genauso! Familienarbeit ist mindestens so anspruchsvoll wie Erwerbsarbeit!!! Es geht im Kindergarten los, Ich war zur Kindergartenzeit meiner Kinder „nur“ selbstständig, und weil ich ja schliesslich zu Hause bin hiess es werden die Vormittagsplätze für die Berufstätigen vorgehalten! Weil ich selbstständig bin, bin ich nicht berufstätig!?! Ich glaube mein Schwein pfeift!!! Und das ist nur eines der vielen Themen wo wir Eltern geradezu gegen eine Wand laufen. Meine Kinder sind inzwischen erwachsen, trotzdem haben alle Eltern die arbeiten sollen und niemand für ihre Kinder haben mein aufrichtiges Mitgefühl! Erziehungs- und Pflegearbeit sind 2 der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft!!!

  2. Gisela Geist schreibt:

    Das sind schon längst überfällige Forderungen!
    Eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist wichtig für eine möglichst gute Entwicklung für die Kinder. Diese braucht Zeit, Kontinuität und Verlässlichkeit in der gesamten Kindheit, ganz besonders aber in den ersten Lebensjahren. Und dafür brauchen die Eltern Anerkennung und Unterstützung und als erste Voraussetzung eine finanzielle Grundlage!

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