Buchbesprechung: Mütter der neuen Zeit 2

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Buchbesprechung von Gertrud Martin in der fh 4/22

Sabine Mänken
„Mütter der neuen Zeit 2“
Unterwegs zu neuem Lernen
Genius Verlag | 312 Seiten, 22 Euro | ISBN ISBN978-3-93471-982-8

Die Herausgeberin hat in diesem 2. Band der „Mütter der neuen Zeit“ 21 medizinisch-pädagogische Expertenberichte und 21 Schilderungen von Müttern versammelt, die „wach wurden für ihre Verantwortung, die positive Lebenseinstellung ihrer Kinder zu unterstützen und nicht zu enttäuschen“. Wer sich allerdings mit der aktuellen Frauen-, Familien- und vor allem Schulpolitik mit dem Programm der umfassenden zeitlichen Fremdbetreuung der Kinder etwas auskennt, merkt bei der Lektüre sofort, dass dieses Buch eine Sammlung von idealistischen Vorstellungen der Mutterrrolle und utopischen Familienmodellen und somit völlig aus der Zeit gefallen ist.

Das Thema, um das es ausschließlich geht, ist das Freilernen, bei dem die natürliche Neugier des Kindes Inhalte und Fortschritt seines individuellen Bildungswegs bestimmt. Dieses Freilernkonzept bestimmt dann die ganze Familiengestaltung und den weiteren Lebensentwurf der Eltern. Um der in Deutschland besonders strengen Schulpflicht auszuweichen, unternehmen sie jahrelange Reisen und Auslandsaufenthalte.

Besonders die Mütter sind zuständig für die einfühlsame Begleitung dieses Bildungsweges. Die Begriffe „elterliches Erziehungseinkommen (EEE)“ und „Frauenemanzipation“ sind in diesem Kontext Fremdwörter.

Leseprobe: „Wir haben alles verkauft, unsere ganze Existenz in Deutschland aufgegeben. Dadurch durften wir uns richtig freimachen.“ Und: „Wir sind sehr froh, dass mein Mann und ich daran so wachsen durften. Wir haben ein Zuhause geschaffen, in dem unsere Kinder sich frei entfalten können. Wir sind mindestend drei Tage die Woche unterwegs, besuchen Museen und Naturplätze; auch Flohmärkte sind ein wunderbarer Nährboden für das Lernen. Wir versuchen immer wieder, für neue Anregungen zu sorgen. Das Schöne ist, dass wir jetzt durch die Drei-Tage-Woche meines Mannes sehr flexibel in der Zeitgestaltung sind. Als klar wurde, dass wir in Spanien nicht dauerhaft ohne geregeltes Einkommen überleben konnten, sind wir schweren Herzens nach Deutschland zurückgegangen. (….) Wir durften die ersten vier Monate bei einer befreundeten Familie leben.“

Für die Normalmutter und -leserin ist sehr gut nachvollziehbar, dass es richtig wäre, mehr auf die persönlichen Bedürfnisse und Interessen der Kinder einzugehen, was bedauerlicherweise unsere Regelschule nicht leisten kann. Andererseits mutet die Anspruchshaltung dieser Eltern doch sehr elitär an. Was sollen Eltern tun, die – um finanziell über die Runden zu kommen – beide in Vollzeit erwerbstätig sein müssen?

Der Verband Familienarbeit e.V. rät: „Sie sollten sich uns anschließen, um endlich zu erreichen, dass ein Elterliches Erziehungseinkommen (EEE) eingeführt wird!

Wer versteht denn, warum der Staat den Ausbau der Fremdbetreuungsangebote hoch subventioniert, aber eine gleichberechtigte Finanzierung der elterlichen Betreuungsarbeit verweigert?“

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