„Weniger Staat – mehr Eltern! Wie kommen wir dahin?“ Ausgabe 2007/1

Ein Beitrag von Helga Vetter

Am letzten Januar-Wochenende trafen sich über 150 Frauen und Männer in Bad Hersfeld zum 2. bundesweiten Strategietreffen des Familiennetzwerkes.
Seit Frühjahr letzten Jahres gehört auch der Verband der Familienfrauen und -männer zu den NetzwerkerInnen. Das Wochenende hatte für mich einige überraschungen – für Leerlauf gab es keine Zeit.
Ich konnte mir, als ich das große Plenum sah, nicht vorstellen, wie ohne große Frustrationen Ergebnisse zustande kommen sollten, aber die open-space-Methode, nach der gearbeitet wurde, brachte Erstaunliches hervor.

Beeindruckend für mich war die Leidenschaftlichkeit, mit der manche Mütter und Väter ihren Standpunkt vortrugen. Mein subjektiver Eindruck: es brodelt in vielen Familien!
Ein Wahlrecht von Geburt an war für die meisten der Anwesenden ein Anliegen.
Die Forderung nach einer Bezahlung der Familienarbeit kam aus vielen Ecken. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass unsere Forderung nach einer echten Wahlfreiheit für Mütter und Väter, d.h., ob sie ihre Kinder selbst erziehen oder ob sie erwerbstätig sein und Fremdbetreuung in Anspruch nehmen wollen, nicht unbeschränkte Zustimmung fand.

Vierzig Anliegen wurden genannt, daraus entwickelten sich schließlich 35 Arbeitsgruppen – überraschend, aber auch wiederum selbstverständlich für mich, dass ich die Leitung der Gruppe "Bezahlung der Familienarbeit – wie können wir dies erreichen?" übernahm.
Ergebnis unserer Gruppe: Peter Mersch, der selbst ein Modell zur Bezahlung der Familienarbeit entwickelt hat, wird eine Analyse aller Modelle, die zur Zeit diskutiert werden, erstellen.

Damit die eingebrachte Energie nicht verpufft, sollte jede Gruppe den nächsten Schritt für die Zeit nach Bad Hersfeld bestimmen. Für unsere Gruppe wurde festgelegt, dass sich Peter Mersch mit Hans Ludwig in Verbindung setzt, um mit ihm PEPe (Projekt Erziehungs- und Pflegeeinkommen) noch weitergehend zu diskutieren.

Gertrud Martin, Mitglied beim vffm und Vorsitzende des ödp-Bundesarbeitskreises "Familie und Soziales", leitete eine Gruppe zur Themenwoche der ARD "Kinder sind Zukunft". Die Gruppe möchte nun erreichen, dass in der ARD-Themenwoche der Bereich "Kinderbetreuung" nicht nur von BefürworterInnen der Fremdbetreuung vertreten wird, sondern dass gleichberechtigt auch das Familiennetzwerk mit seinen Zielen zu Wort kommt.
Die NetzwerkerInnen haben zum Teil doch stark von einander abweichende Ansichten, was die Rolle der Frau, die Rolle der Mutter und das Familienbild als solches angeht. Deshalb wurden in der großen Runde unter lebhaften Diskussionen "gemeinsame Schnittmengen" festgelegt.

Mit Standing-Ovations für Maria Steuer und herzlichen Dankesworten an sie, Mareille Kirsch, Hedwig von Beverfoerde und Claudia Ludwig schloss die Versammlung. Ohne ihren persönlichen Einsatz wäre das Familiennetzwerk nicht entstanden.

Die Zukunft wird zeigen, ob sich der gefundene Minimal-Konsens als tragfähig erweist. Ohne solide Netzwerke und Bündnisse wird es schwieriger sein, die Interessen der Familienfrauen und -männer und ihrer Kinder zu vertreten, öffentlichkeit herzustellen und auch zu bewahren. Die Aufbruchstimmung, die ich in Bad Hersfeld erlebte, macht Mut!

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