Mütter außen vor

Beitragsbild glückliche Mutter mit Kind

 

Von Gertrud Martin aus der fh 4/21

„Kinder sind unsere Zukunft!“ Ach, wie abgedroschen ist das denn? Und was bleibt von der Behauptung übrig in Anbetracht der simplen Tatsache, dass zu jedem Kind eine Mutter gehört, deren Entscheidungsfreiheit in der Gestaltung der Kindererziehung der mütterfeindlichen Frauen- und Familienpolitik der letzten Jahrzehnte zum Opfer fällt. Wohl selten zuvor standen derart widersprüchliche Themen auf der politischen Agenda wie heute. Und jede Partei gibt sich den Anschein, sie mühelos alle auf ein Mal lösen zu können. Stellvertretend genannt seien hier die Klimarettung versus Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzsicherung und eine Familienpolitik, die unter dem Diktat des Feminismus die Gleichberechtigung von Mann und Frau unter Ausschluss der Mütter, durch die Gleichstellung allein der erwerbstätigen Frauen bewerkstelligen will.

Aber beginnen wir von vorne: Die grundlegend falsche Weichenstellung geschah 1957 mit der Adenauer’schen Rentenreform, die mit der Umstellung auf ein einseitiges Umlageverfahren zu Lasten der Eltern eine großzügige Erhöhung der Rentenansprüche allein zugunsten der Erwerbstätigen erreichte und der CDU einen fulminanten Wahlerfolg bescherte. Schon damals aber zeigte sich Wilfrid Schreiber, der Konstrukteur des Rentenkonzepts, entsetzt darüber, dass in dem Umlageverfahren dessen existenzsichernde Zuarbeit der Eltern in Form der „Produktion“ einer nachfolgenden Generation von Beitragszahlern von der Rendite dieser Leistung ausgeschlossen blieb. Adenauer war der Ansicht: „Kinder kriejen de Leute immer“. So populistisch dieser Spruch auch war, konnte er sich doch auf diese allgemeine Sichtweise verlassen, weil es tatsächlich damals noch viele Kinder gab und die Eltern offensichtlich – wie heute noch immer – andere Sorgen hatten, als die Politik und deren langfristige Folgen kritisch zu begleiten.

Mit der Erfindung der Pille und dem Nachlassen der religiösen Orientierung der Menschen änderte sich diese „Prognose“ aber schlagartig. Die Koppelung des Rentenanspruchs allein an die Erwerbsarbeit musste zwangsweise dazu führen, dass auch die Mütter zunehmend erwerbstätig wurden. Mehr und mehr waren sie dafür auch viel höher qualifiziert ausgebildet und hatten ein eigenes Einkommen und einen eigenen Rentenanspruch schätzen gelernt. Die „Abhängigkeit von einem Ernährer“ wurde quasi ehrenrührig. Kinder wurden zum privaten Luxus und ihre verantwortungsbewusste Voll- bzw. Teilzeit-Erziehung schmälerte das Familiengesamteinkommen empfindlich. Um diese Schieflage und ihre absehbar katastrophalen Folgen zu bereinigen, hätte die CDU als Mehrheits- und selbstbelobte Anwältin der Familien die Initiative zur gleichberechtigenden Teilhabe der Mütter ergreifen müssen. Stattdessen verließ sie sich darauf, dass diese das unfaire Spiel, das mit ihnen getrieben wurde, schon nicht durchschauen würden. Sie sprang auf den Zug auf, den die linken Gleichmacher aufs Geleise gesetzt hatten, mit der Forderung der Vollerwerbstätigkeit beider Eltern und dem ergebnisarmen Versuch, die Väter auf eine gleiche Beteiligung an der häuslichen Fronarbeit für andere zu verpflichten und die Kinder entsprechend umfänglich in die milliardenschwer geförderte Fremdbetreuung zu schicken.

Die Geburtenrate pro gebärfähiger Frau hat sich jetzt von einer bestandserhaltenden Quote von 2,1 bei 1,3 eingependelt. Trotzdem ist politisch keine sachorientierte Wende in Sicht, die endlich die von den Eltern erbrachte Leistung der Kindererziehung durch ein „Elterliches Erziehungsentgelt (EEE)“ (vergleichbar einem Beamtengehalt) und eine gleichberechtigte Beteiligung am Rentenanspruch absichern würde. Schon Teilzeitarbeit zugunsten der Zuwendung für Kinder ist verpönt. Die Zeit, die Eltern für ihre Kinder einsetzen, soll so knapp wie irgend möglich bemessen werden, um Einkommenslücken zu vermeiden. Und wie viel Nerven und Kraft sie am Abend eines Vollerwerbs-Arbeitstags für ihre Erziehungsaufgabe noch haben, interessiert nicht. Schnell wird das Fazit gezogen: „Sie können es nicht! Der Staat muss übernehmen!“

Seit über 40 Jahren bemüht sich der Verband Familienarbeit e.V. darum, Gehör zu finden für die Forderung der finanziellen Anerkennung der elterlichen Erziehungsarbeit. Dafür müssen die Agierenden sich als rückwärtsgewandt und vorgestrig beschimpfen lassen, die die Frauen „zurück an den Herd“ schicken wollen, und eine nazi-nahe Bevölkerungspolitik anstrebten. Es wird meist nicht verstanden, dass das vorgeschlagene EEE der einzige Weg ist, um die jetzt unbezahlte häusliche Erziehungsarbeit der bezahlten Erwerbsarbeit gleichzustellen und so zu vermeiden, dass die Familie, der wichtigste Stützpfeiler unserer Gesellschaft, sich auflöst. Die viel bemühte partnerschaftliche Beteiligung der Väter an der Familienarbeit ist als Lösungsansatz absolut irrelevant, solange sie nicht als lohnwerte Leistung anerkannt und entsprechend honoriert wird.

„Kinder sind unsere Zukunft?“ Ja, aber dazu braucht es Gerechtigkeit für alle Eltern!

In diesem Zusammenhang ist es angezeigt, wieder einmal an die Vorgänge bei der Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 zu erinnern, wo amerikanische Feministinnen die Regie übernommen hatten in dem Bestreben, die Koalition der familienorientierten Gruppen zu benachteiligen zugunsten der Anhängerinnen der beiden Vereinigungen WEDO (Women Environment and Development) und IGLHR (International Gay and Lesbian Human Rights Organisation). Sie wurden behindert beim Verteilen von Prospekten, durch Ausschluss bei Sitzungen und Abstimmungen, vor allem durch trickreiche Verlegung der Abschlussabstimmung um einen Tag. Zu den familienorientierten Gruppen gehörten viele afrikanische Delegierte aus armen Ländern. Sie konnten aus Kostengründen ihren Rückflug nicht umbuchen und mussten planmäßig abreisen. So kam eine Mehrheit der Gender-Vertreterinnen zustande, die eine Mehrheit für die Annahme ihrer Ideologie erreichte.Das Votum ging von dort zur Beschließung an die UN-Vollversammlung und wurde dann als Leitlinie weitergereicht an das EU-Parlament und die nationalen Regierungen zur Diskussion, Abstimmung und Verabschiedung in den jeweiligen Parlamenten. Im deutschen Parlament unterblieben diese jedoch. Stattdessen gelangte die Leitlinie über einen TOP der Geschäftsordnung der Bundesregierung in die Ministerien und in die Bildungspläne der Bundesländer. Anno 2000 hat das Kabinett Schröder/Fischer das Konzept des Gender-Mainstreaming als Handlungsauftrag für alle Verwaltungsebenen verbindlich vorgeschrieben.

Seitdem sind zwar Kinder immer noch unsere Zukunft, aber Mütter sind unerwünscht.

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