Mein Geld, dein Geld – Was tun bei Streit um die Finanzen?

(ddp-Hintergrund) von Eva Dignös (ddp-Nachrichtenagentur)

Stuttgart (ddp). Wenn“s ums Geld geht, dann ist in vielen Familien der Zoff schon absehbar. Denn die Finanzen sind der häufigste Grund für Streit zwischen Paaren, ergab erst kürzlich eine Umfrage der Zeitschrift «Für Sie». 42 Prozent nannten Geldangelegenheiten als Hauptgrund für Auseinandersetzungen.
Kein Wunder, treffen doch oft sehr unterschiedliche «Geldtypen» aufeinander: Sie geht gern shoppen, er ist eher sparsam, sie führt genau Buch über ihre Ausgaben, er gönnt sich gern einen Spontankauf für sein Hobby.

Damit aus dem Streit ums Geld keine Dauerkrise für die Partnerschaft wird, raten Psychologen zum offenen Gespräch. über größere Ausgaben sollte man gemeinsam entscheiden. Helfen kann
möglicherweise auch eine Umstellung der Konten: Neben einem gemeinsamen Konto für die gemeinsamen Kosten hat dann jeder ein eigenes Konto für seinen privaten Bedarf. Und ein Haushaltsbuch verschafft einen besseren überblick über die Ausgaben.

Doch wenn“s ums Geld geht, dann geht es oft auch um Macht. Vor allem in Familien, in denen einer viel und der andere wenig oder gar nichts verdient, so ist die Erfahrung des Verbandes der
Familienfrauen und -männer (dhg). Betroffen sind davon meist Frauen, die der Kinder wegen nicht erwerbstätig sind. «Bei uns rufen sehr viele Frauen an, denen der Mann das Haushaltsgeld zuteilt und die nicht wissen, wie viel Geld die Familie überhaupt zur Verfügung hat», erzählt Gesa Ebert, Leiterin des Arbeitskreises Eherecht des Verbandes.

Viele der Betroffenen müssten penibel Rechenschaft darüber ablegen, wofür sie Geld ausgeben. Für ihre eigenen Bedürfnisse stehe ihnen oft gar nichts zur Verfügung. «Da bekommt der Sohn eine
Kreditkarte, die Ehefrau aber nicht. Oder einer Frau wird das Geld für Klavierstunden verweigert mit dem Argument „Das brauchst du nicht“. Eine andere musste für ihr Wirtschaftsgeld sogar einen Kredit aufnehmen, während sich der Mann ein teures Auto leistete», berichtet Ebert.

Der Verband setzt sich deshalb für ein «gläsernes Konto» ein: Nicht erwerbstätige Ehegatten sollen ein einklagbares Recht auf Auskunft über Einkommen und Vermögen bekommen. Zugleich fordert der Verband, im Gesetz das Mitbestimmungsrecht des haushaltsführenden Partners über die Haushaltskasse festzuschreiben. Problematisch ist nach Ansicht des dhg, der früheren Deutschen Hausfrauengewerkschaft, auch der bei Ehepaaren meist übliche Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Das in der Ehe erworbene Vermögen müsse sofort zum gemeinsamen Eigentum werden – mit Ausnahme natürlich von Schulden – und nicht erst nach einer Scheidung.

«Es ist nicht unser Ziel, dass künftig möglichst viele Frauen ihr Haushaltsgeld vor Gericht einklagen», betont Ebert. Ihr geht es darum, das Selbstbewusstsein von Familienfrauen und -männern zu stärken und deutlich zu machen, dass sie für ihre Arbeit zwar kein Gehalt bekommen, dass ihre Arbeit aber dennoch etwas wert ist.

Die Gesetzesinitiative liegt derzeit zur Beratung in den zuständigen Bundestagsausschüssen. Die Bundesregierung hat sich dagegen ausgesprochen: Die Autonomie der Partner in einer funktionierenden Ehe müsse respektiert werden. Außerdem zeige die geringe Anzahl von Klagen, dass das Thema Finanzen kein echter Streitfall in den Familien sei.

Gesa Ebert ist anderer Ansicht. Sie ist überzeugt: «Das ist der eigentliche Knackpunkt bei der Gleichberechtigung.» Paaren, die heiraten wollen, rät sie deshalb, vor dem Gang aufs Standesamt auch einmal über das eher unromantische Thema Geld zu sprechen. «Und wenn dann deutlich wird, dass die Vorstellungen zu verschieden sind, dann sollte man sich überlegen, ob man nicht vorher noch die Konsequenzen zieht.»

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