Die Mutter vermittelt die Sprachkompetenz (Fh 2014/3)

von Sabine Wüsten
http://www.muetter-fuer-muetter.de

Seit langem verfolgen wir mit Fassungslosigkeit diese jährlich wiederkehrenden Meldungen von deutschen Kindern, die der Muttersprache nicht angemessen mächtig sind.
Da wir in unserer Initiative seit Jahren Mütter mit ihren Säuglingen und Kleinkindern unterstützen, können wir inzwischen sehr genau die Ursachen solcher Phänomene erkennen. Alle Fähigkeiten der Kinder hängen von der Fähigkeit der Eltern zur angemessenen Kommunikation mit ihren Kindern im umfassenden Sinn zusammen. Je genauer und feinfühliger die Eltern mit ihren Kindern umgehen, um so kompetenter die Kinder.

Nun gibt es Eltern, die dies nur sehr eingeschränkt können, wie z.B. eine unserer Mütter, die, selbst biografisch stark geschädigt, so gut wie keine verbale Kommunikation zu ihren Kindern aufbauen konnte. Allerdings verfügt sie dennoch über eine hohe Empathie. Diese Mutter wurde durch die Familienhilfe dazu gezwungen, ihre Kinder mit einem Jahr durchgängig in einer Krippe unterzubringen. Die Kinder sollten alles Not­wendige dort lernen. Die heute fast fünfjährige Tochter (auch Teilnehmerin der aktuellen Schuluntersuchung) verfügt aber leider nur über die Fähigkeit zu kaum verständlichen Zweiwortsätzen (Befehlssprache), Trotz Familienhilfe, Kita, Frühförderung und Logopädin! Wir erleben, dass Kinder die Sprache, eben die Muttersprache nur von Personen mit emotionaler Bindung erlernen können. Leider wurde die Mutter in der Interaktion mit ihren Kindern nie gefördert, dabei erleben wir nun, wie diese Mutter die von uns angebotene Sprachförderung, Interaktionstraining und Ermutigung mit großer Begierde aufnimmt und sofort mit ihren Kindern hochmotiviert umsetzt.

Wir sind inzwischen davon überzeugt, dass die zuwendende Kommunikation von Mutter und/oder Vater der Schlüssel zur Sprache ist und nicht ersetzt werden kann. Daher plädieren wir dringend, Eltern ihre Verantwortung für den Spracherwerb ihrer Kinder wieder sehr klar deutlich zu machen. Es kann sie dabei niemand ersetzen. Die Kommunikation durch Erzieher ist neben der mangelnden Empathie infolge der Gruppengröße auf wenige Worte und Satzkonstruktionen beschränkt und beinhaltet kaum sprachliche Vielfalt und Emotionalität der Sprache. Auch die Peersprache der Kinder ist für Kinder kein Weg, differenzierte Sprache zu erlernen.

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