Vertreter der Wirtschaft haben die Forderung der Kommunen scharf zurückgewiesen, sich stärker am Ausbau der ab Sommer 2013 garantierten Krippenbetreuung von Kindern unter drei Jahren zu beteiligen. Der DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann: “Unternehmen können nicht Ausputzer für Bund, Länder und Kommunen sein.“ Christina Ramb von den Arbeitgebern bekräftigte: „Es darf nicht sein, dass die Verantwortung für Kinderbetreuung auf Unternehmen verlagert wird; das ist Kernaufgabe des Staates.“ Quelle: www.wirtschaft.com
Dazu merkt Gertrud Martin, Vorsitzende des Verbands Familienarbeit e. V., an: „Unsere Sozialgesetze verpflichten die erwachsen gewordenen Kinder, Renten und Krankheitskosten für alle Alten zu bezahlen, unabhängig davon, ob diese selbst Kinder erzogen hatten oder nicht. Daher ist es ohne Zweifel eine Kernaufgabe des Staates geworden, im Gegenzug die Kindererziehung finanziell abzusichern. Die seit Jahrzehnten bestehende Weigerung der Regierenden, dieser Pflicht nachzukommen, hat inzwischen zu zunehmender Verarmung der Familien mit nachlassender Erziehungsfähigkeit und zu einem gravierenden Geburtendefizit geführt.“
Martin weiter: „Gemäß unserem Grundgesetz ist es jedoch eine Kernaufgabe der Eltern, über die Art der Kinderbetreuung zu entscheiden. Der Staat hat folglich die Pflicht, wieder die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Eltern diese Entscheidung ohne wirtschaftliche Benachteiligung im Interesse ihrer Kinder frei treffen können. Er ist nicht Ausputzer der Wirtschaft, um ihr mittels einseitiger Krippenförderung möglichst viele Arbeitskräfte zuzuführen, damit die Löhne gedrückt und die Profite maximiert werden können.“
Der Psychiater Dr. Johannes Resch ergänzt: „Eine Bevorzugung der Krippenerziehung wäre allenfalls dann zu rechtfertigen, wenn sie vorteilhafter für die Kinder wäre. Dafür gibt es aber bis heute keine seriösen Hinweise. Gegenteilige Behauptungen beruhen so gut wie ausnahmslos auf von der Wirtschaft gekauften `Studien`. Seriöse wissenschaftliche Arbeiten zeigen dagegen handfeste Hinweise auf höhere Risiken für die spätere soziale Entwicklung. Das gilt auch für die ohnehin schon stärker belasteten Kinder aus prekären Verhältnissen und von Migranten, die durch frühe Krippenbetreuung einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt werden.“
Pressestelle Verband Familienarbeit e. V.
21. November 2012