Die "Interessengemeinschaft für Witwen" löste sich am 10. Juli 2005 als Verein auf.
Die beiden Texte wurden uns freundlicherweise von Frau Angela Baumeier, Westerburg zur Veröffentlichung überlassen. Sie erschienen bereits in der Westerwälder Zeitung.
Schweren Herzens und aus gesundheitlichen Gründen hat Anni Bamberger (Dorndorf) ihr Amt als Vorsitzende der bundesweiten "Interessengemeinschaft für Witwen e. V." niedergelegt und den Verein aufgelöst. Nach dem Motto "ändern kann frau nur was, wenn sie etwas tut!" hat sie in ihrer 16-jährigen Tätigkeit als Vorsitzende alles ausgeschöpft, was es an Möglichkeiten gab, um auf die Diskriminierung der Familienmütter hinzuweisen, die ohne eigenständige Altersversorgung dastehen.
Für ihr Engagement über die Landesgrenze hinweg bekam sie 2004 den Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. "Ich werde auch weiterhin mit dem Verband der Familienfrauen und -männer" zusammenarbeiten. Frauenrelevante Probleme dürfen nicht länger ins Hintertreffen geraten. Und eine berechtigte Forderung ist so lange aktuell, wie sie nicht erfüllt ist", zeigt sich Anni Bamberger kämpferisch. Denn nur, wenn alle Betroffenen bereit seien, für mehr Gerechtigkeit zu kämpfen, könnten sie schrittweise weitere Verbesserungen herbeiführen.
WESTERBURG. Zu ihrer letzten Jahreshauptversammlung traf sich die bundesweite "Interessengemeinschaft für Witwen e. V." in Westerburg. Dabei legte Vorsitzende Anni Bamberger ihr Amt nieder und löste den Verein auf. Zugleich bat sie alle Mitglieder darum, weiter als Interessengemeinschaft in Verbindung zu bleiben. Zu der Versammlung waren auch viele Ehrengäste gekommen, die für die geleistete Arbeit mit großem Respekt dankten: Helga Vetter (Bundesvorsitzende des Verbandes der Familienfrauen und -männer), Ursula Kaiser (Stellvertretende Landesvorsitzende des VdK Rheinland-Pfalz), MdL Angela Schneider-Forst sowie Ursula Hess (Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen). Beate Ullwer (Gleichstellungsbeauftragte des Westerwaldkreises ) brachte zudem Grüße des Landrats mit.
Ziel des Vereins war es, bestehende Benachteiligungen abzubauen. Durch eine Unterschriftenaktion (mit mehr als 6000 Unterschriften) wurde 2003 der Forderung nach einer eigenständigen, sozialen und leistungsgerechten Altersvorsorge besonderer Nachdruck verliehen. Dem vor 16 Jahren gegründeten Verein gehörten bundesweit 142 Mitglieder an, in den ersten Jahren waren es 160.
In ihrem Rückblick auf ihre Arbeit als Vorsitzende betonte Bamberger: "In meiner 16-jährigen Tätigkeit habe ich alles ausgeschöpft, was es an Möglichkeiten gab: Podiumsdiskussionen mit Politikern, Resolutionen, Petitionen, Demonstrationen, Pressearbeit". Sogar eine Klage wurde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angestrengt, die allerdings letztendlich nicht zur Entscheidung angenommen wurde. "Daraus folgt: Frauenrelevante Probleme geraten immer mehr ins Hintertreffen", so die Vorsitzende. Immerhin seien zwar in kleinen Schritten einige Veränderungen herbeigeführt worden, doch reiche das nicht.
"Es fehlt den Politikern aller Couleur die Wertschätzung und Anerkennung der Familienarbeit", ärgert sich Bamberger. Für die Töchtergeneration seien die Mütter mit ihrer jahrzehntelangen Familienarbeit o h n e eine e i g e n s t ä n d i g e Altersabsicherung im Alter ein schlechtes Vorbild. Wen wundere es da, dass die jungen Frauen bewusst auf Nachwuchs verzichten würden?
Auch wenn sich die "IG für Witwen" nun als Verein auflöste, so bedeute das keinesfalls, dass die Forderungen erfüllt seien: "Ungerechtigkeit – das ist das Wort, das sich wie ein roter Faden durch unsere Arbeit zieht", betont Bamberger. Denn ungerecht sei und bleibe es, dass Mütter, die ihre Kinder großgezogen haben (die ihrerseits große Beiträge in die Rentenversicherung leisten), im Alter oft verarmen. Und so bleibe die Forderung bestehen: "Familienmütter, die durch Kindererziehung und Krankenpflege der Angehörigen Leistungen erbracht haben, sollten einen eigenständigen sozialen und leistungsgerechten Anspruch auf eine Altersversorgung haben."