Lobbyisten in Sachen anerkannte Familienarbeit

Der Verband der Familienfrauen und
-männer besteht heute 25 Jahre. Am 14. Februar 2004 in den Kieler Nachrichten veröffentlicht – ein Beitrag von Frank Molter
Kiel – Während die Väter tagtäglich das Geld nach Hause bringen, kümmern sich die Mütter um Hausarbeit und Erziehung. Unentgeltlich natürlich. Für viele Menschen eine auch heute noch eine Selbstverständlichkeit. Für den Verband der Familienfrauen und -männer nicht. Heute feiert der Verein 25-jähriges Bestehen.

Hervorgegangen aus der Deutschen Hausfrauengesellschaft (dhg) kämpfen bundesweit 1000 Mütter und Väter seit einem Vierteljahrhundert für die Anerkennung der Arbeit in den eigenen vier Wänden. Nach einer vereinsinternen Reform 2000 steht „dhg“ nun für „denken, handeln, gewinnen“. „Es kann nicht sein, dass jemand gesellschaftlich nicht anerkannt wird, nur weil er sich um die Familie kümmert. Denn in Verbindung mit der Erziehung der Kinder ist diese Arbeit die Basis unseres Gemeinwesens“, sagt Marianne Grimm. Die 66-Jährige ist von Anfang an dabei. 1979 nahm sie als interessierte Mutter an der ersten dhg-Veranstaltung teil. Heute ist sie seit 20 Jahren Vorsitzende des 50 Mitglieder umfassenden Landesverbandes – ihre Kinder sind längst aus dem Haus. „Ich konnte mich mit den Zielen des Vereins identifizieren und wollte dazu beitragen, dass die Familienarbeit eines Tages gleichwertig neben der Erwerbstätigkeit steht.“ / Nach Ansicht des Vereins gehört ein Elternteil nicht zwangsweise an den Herd. Vielmehr soll er die Möglichkeit haben, zwischen Büro und Heim zu wählen. „Dafür muss die Arbeit zu Hause jedoch dementsprechend entlohnt werden“, fordert Grimm zwar eine Alternative, aber trotzdem nicht mehr Geld vom Staat. „Das Geld, das die Familien ohnehin erhalten, sollte gebündelt werden und dem erziehenden Partner zukommen.“ / Damit verfolgen die Lobbyisten gleichzeitig ein weiteres Ziel. Die BGB-Paragraphen, die das Recht der Einkommens-Verteilung durch den erwerbstätigen Partner regeln, sollten verändert werden. Grimm: „In vielen Familien hat Mann oder Frau keinen Einblick in die Verdienste des anderen. Das ist kein Zustand.“ Außerdem liegt dem Bundestag derzeit ein Antrag zum Thema „Rentengerechtigkeit für Mütter“ vor. / Großen Anlass zur Freude gab es 1999. Als das Bundes-Erziehungsgeld-Gesetz modifiziert wurde und Vätern fortan die Erziehungszeit rechtlich zusicherte, sorgte der Verband für eine weitere Erneuerung. Nach jahrelangen Bemühungen wurde der Terminus „Erziehungsurlaub“ durch den Begriff „Elternzeit“ ersetzt. / Medienarbeit und Infoveranstaltungen mit Hilfe des Landesfrauenrats prägen die Arbeit der Mütter und Väter. „Manchmal fragen sich einige, ob sich das alles noch lohne“, erzählt die gebürtige Kielerin, für die die Antwort nur „Ja“ lauten kann. Einen Schub erhalte man durch Entscheidungen, wie das aktuelle BGH-Urteil hinsichtlich der Regelung bei Eheverträgen, die der Verband seit 1999 thematisiert hat. Das mache Mut, seine Ziele weiterhin akribisch zu verfolgen. „Aber“, sagt Marianne Grimm – begleitet von einem kleinen Seufzer – „man braucht schon sehr viel Geduld“.

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