Hausfrauen wollen nicht auf die Liste der bedrohten Arten (dpa)

Eine dpa-Meldung von Wenke Böhm

Stuttgart (dpa/lsw) – Die Schlagzeile war für sie „ein Schlag ins Gesicht“, sagt Inge Hebrank aus Sindelfingen, Funktionsträgerin im Deutschen Hausfrauenbund. „Die Politik schafft die Hausfrau ab“, titelte „Die Welt“ im Hinblick auf das neue Unterhaltsrecht, das geschiedene Frauen deutlich schlechter stellt als bisher. Propagiert werde jetzt die Doppelverdiener-Familie, die Abkehr vom „Ernährermodell“, meint Hebrank. Doch die Frauen, auf die der Abgesang angestimmt wird, betonen anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März, dass sie sich nicht sang- und klanglos zum Auslaufmodell erklären lassen.

„Wir brauchen eine gerechte Rente für Familienarbeit. Wer Kinder groß zieht, weiß heute am Ende doch oft gar nicht, wovon er leben soll“, kontert beispielsweise Silke Bürger-Kühn, Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg im Verband der Familienfrauen und -männer (vffm). Es gebe viele Mütter, die in Folge ihrer Existenzängste depressiv würden. Drei Jahre Rentenanspruch pro Kind seien viel zu wenig. Selbst bei drei Kindern liege die damit erworbene Rente weit unter dem Sozialhilfesatz.
Die 44-jährige Mutter dreier Teenager sieht die neuere Entwicklung kritisch: „Die Emanzipation ist einfach zu weit gegangen.“ Ihrer Meinung nach führt es nicht zu mehr Kinderfreudigkeit, wenn Familie künftig nur noch an Wochenenden gelebt werden könne und die Erziehung von staatlichen Einrichtungen übernommen werde. „Da bleibt vieles auf der Strecke. Die Individualität, zum Beispiel.“

Der vffm fordert deshalb, dass Eltern den Lebensentwurf wählen können, der ihnen für die Kinder am besten erscheint – die „echte Wahlfreiheit“. Eine Forderung, die Silke Bürger-Kühn voll mitträgt, obwohl sie aus Überzeugung wieder arbeitet – auf einer 60 Prozent- Stelle als Arzthelferin. Um die Wahlfreiheit zu gewährleisten, soll laut vffm neben einer besseren Rentenanrechnung auch ein Erziehungsund Pflegegehalt gezahlt werden. Dafür sammelt der Verband seit Monaten Unterschriften.
Angedacht ist, dass das Erziehungsgehalt dem Durchschnittseinkommen entspricht. Es soll gezahlt werden, bis das jüngste Kind 10 oder 15 Jahre alt ist, und ebenso, wenn ältere Angehörige gepflegt werden. Bekommen soll es derjenige, der die Erziehungs- und Pflegearbeit leistet. Das könne die Mutter sein, aber auch eine Tagesstätte, eine Tagesmutter, die Oma oder der Vater, erklärt Bürger-Kühn. Sie kann sich auch mit den Zahlungen verbundene Qualitätskontrollen vorstellen. Weitere Forderungen des vffm: ein partnerschaftliches Eherecht, eine gesetzliche Unfallversicherung für Mütter und verbesserte Rahmenbedingung bei der Berufsrückkehr – zum Beispiel durch Förderung von Teilzeitstellen und Jobsharing.

Die Altersabsicherung ist auch für Inge Hebrank vom Deutschen Hausfrauenbund vordringlich: „20 Euro mehr Kindergeld bringen nichts. Stattdessen sollte lieber mehr Geld in die Rente einbezahlt werden.“ Die Stuttgarterin findet es „unerhört, dass es keine Entlohnung für die wertvolle Erziehungsarbeit gibt“. Eine Familie mit zwei Voll-Verdienern ist für sie nicht erstrebenswert. „Man kann Familie nicht in zwei Stunden am Tag abhandeln.“ Ein Hausfrauengehalt sei im Hausfrauenbund aber kein Thema. Stattdessen macht er sich für hauswirtschaftlichen Unterricht stark.
Neben diesen Organisationen gibt es zahlreiche weitere, die sich über die Zukunft der Hausfrauen den Kopf zerbrechen. Im Internet sind außerdem mehrere Foren zum Thema Hausfrau und Politik entstanden. Viele Ideen gleichen sich. Aber nicht alle: Der Landesfrauenrat Baden-Württemberg etwa steht auf dem Standpunkt, dass nichts unternommen werden sollte, das Mütter verführe, länger als eben nötig zu Hause zu bleiben. „Die Ehe bietet keine Sicherheit“, betont Vorsitzende Ilse Artzt. „Je länger der Berufsausstieg, desto schwieriger die Rückkehr.“

Silke Bürger-Kühn ist trotz solcher Gegenpositionen zuversichtlich: Es sei gut, dass bei einem Landesprojekt verstärkt über die Pflege älterer Angehöriger nachgedacht werden solle. „Das wird nicht gehen, ohne auch die Betreuung von Kindern finanziell zu berücksichtigen. Es bewegt sich schon etwas“, sagt sie. Möglicherweise hat sie Recht, und es bewahrheitet sich, was oft behauptet wird: dass Totgesagte länger leben.

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH vom 31.03.2008

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