Die Patriarchinnen um Alice Schwarzer (Fh 2007/4)

von Monika Bunte

Der mächtigste Wehrturm im turmreichen Köln ist der Bayenturm. Er gehört einer gemeinnützigen Stiftung. Im Stiftungsvorstand sind Alice Schwarzer, Dr. Ursula Scheu und Prof. Miriam Meckel. Der Bayenturm heißt seit geraumer Zeit FrauenMediaTurm FMT.

Im Vorstellungsblatt des FMT heißt es: „…Informationszentrum zur Geschichte der Emanzipation von Frauen … 24.000 Zeitschriftenausgaben von 923 Titeln … 29.000 Aufsätze …“ usw. Im Text heißt es weiter:
„Die Sammelschwerpunkte des FMT sind u.a. Geschichte der Historischen und Neuen Frauenbewegung in Deutschland … Arbeit von Frauen (Haus und Beruf) …“ Ich nahm an einer Besichtigung des Frauen- MediaTurms teil, und ich fand die Führung spannend. Ich dachte: Hier fehlt doch was!

Am 30.11.2006 schrieb ich einen Brief: „Sehr geehrte Frau Dr. Scheu, am 15. November hatte ich Gelegenheit, an einer Führung durch den FrauenMedia-Turm teilzunehmen. Dieses Kennenlernen hat mich sehr beeindruckt. Ich überlegte, ob in diesem reichhaltigen Ensemble nicht doch etwas fehlt: die Zeitschrift unseres Verbandes „Familienarbeit heute“, früher dhg-Rundschau. In unserem Verband verstehen wir uns in unserem Einsatz für Frauen, die Familienarbeit leisten, als Teil der Frauenbewegung. Uns geht es um ein anderes Verständnis von „Arbeit“, um eine inklusive Sprache und um Beachtung/ Bewertung/ Bezahlung von Familienarbeit.
Bitte sehen Sie sich die letzten acht Ausgaben unserer Zeitschrift an, das sind die Jahre 2005 und 2006. Prüfen Sie den Blickwinkel und den emanzipatorischen Ansatz bezüglich Arbeit/Familienarbeit.
Wenn Sie unsere Zeitschrift fürs Archiv haben wollen, geben Sie mir bitte Nachricht. Ich werde dann dafür sorgen, dass unsere Geschäftsstelle den Versand veranlasst.
Ich kann Ihnen auch frühere Ausgaben, insgesamt ein Leitzordner, zusammenstellen, wenn Ihnen das aus archivarischen Gründen wichtig ist.“
Als Schlusssatz schrieb ich: „Ich erwarte Ihre Antwort“, und ich schickte noch ein paar freundliche Advents- und Weihnachtsgrüße hinterher.

Ich wartete und wartete.
Nach einem guten halben Jahr schickte ich am 16.07.2007 wieder einen Brief an Frau Dr. Scheu:
„Ich habe noch keine Antwort von Ihnen auf meinen Brief mit Anlagen vom 30.11. vorigen Jahres und bitte darum.“
Die Bitte war vergeblich.

Unser Mitglied Bärbel Albrecht schreibt in ihrer Diplomarbeit -Familienarbeit und die Regeln des Marktes-: „Maria Lischnewska vertrat 1905 die Position, Hausarbeit gehöre zum Teil abgeschafft, zum andern Teil genossenschaftlich organisiert, so dass nichts übrig bleibe, was bezahlt werden könne, eine Überzeugung, der auch Teile der zweiten Frauenbewegung um Alice Schwarzer folgten.“
So ist das also. Einerseits erhebt der FMT den Anspruch, Chronik der Frauenbewegung zu sein, andererseits maßen sich die Frauen im FTM die Definitionsmacht an, was zur Frauengeschichte und Frauenbewegung gehört und was eben nicht dazu gehört. Sie pflegen ihre Monokultur im Denken.
Ein klassischer Mechanismus bei Patriarchen ist es, ihnen missliebige Sachverhalte auszublenden.
Die Patriarchinnen um Alice Schwarzer üben sich auch in diesen Mechanismus ein. Sie schweigen tot, was ihnen persönlich nicht passt. Die Patriarchinnen sprechen das aber nicht aus.

Auch eine Ablehnung der Archivierung hätte einen Antwortbrief verdient. So kann ich nur zu dem Ergebnis kommen: kein Benimm.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert