Brigitte Zypries übernahm im Januar 2017 von Sigmar Gabriel das Amt als Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Auf der Kampagnenplattform Change.org startete sie am 12. Oktober 2017 eine Petition, die an die Bundesregierung, die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft gerichtet ist. Darin heißt es: „Ohne starke Frauen in der Wirtschaft und ohne ihren Anteil an der Wertschöpfung läuft in Deutschland nichts. – Nun muss es darum gehen, Wertschöpfung und Wertschätzung in Einklang zu bringen.“(1)
Sabine Mänken: „Danke, Frau Zypries, für Ihren Aufruf auf Chance org! – Sie mahnen an, den Beitrag von Frauen an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung sichtbarer zu machen und wertzuschätzen und spalten damit gleichzeitig die Frauen und die Gesellschaft!“
Die stellvertretende Vorsitzende des Verbands Familienarbeit, Sabine Mänken, äußert sich zum Aufruf der noch amtierenden Wirtschaftsministerin: „Der Aufruf StarkeFrauenStarkeWirtschaft von Brigitte Zypries auf Change.org. vom 12. Oktober mutet mutet an wie der Marschbefehl eines ehrgeizigen Heerführers. Wir sind stark! lautet der Schlachtruf gegen die Männer. Und: Ohne uns läuft es in Deutschland nicht rund.
Doch wer sind diese starken Frauen? Und was ist eigentlich stark? Die Sprachgewalt dieser Worte vernebelt deren einseitigen Fokus auf vorgekaute Denk- und Lebensmodelle – ein schlammiger Nährboden für eine sich polarisierende Gesellschaft, wie jüngst die Bundestagswahl sichtbar gemacht hat. Wir können uns die Einseitigkeit ökonomisierter Rollenbilder nicht mehr leisten. Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel, wollen wir den Beitrag von Familienarbeit leistenden Frauen zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung nicht weiterhin lächerlich machen.“
Vielleicht ist sich Brigitte Zypries gar nicht bewusst, welches einseitige Frauenbild sie propagiert? Doch unübersehbar ist ihr Kampf um Gleichstellung in den männlich geprägten Erwerbsstrukturen. Dabei hat sich der Siegeszug der Feministinnen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt vor dem Hintergrund steigender Kinder- und Elternarmut längst gegen das eigene Geschlecht gerichtet. Im Kampf gegen die Mutterschaft haben sie neue Rollenbilder diktiert, statt allen Lebensentwürfen gleiches Recht zuzugestehen. Doch die Abspaltung der häuslichen Erziehungs- und Beziehungsarbeit vom volkswirtschaftlichen Kreislauf hat uns eingeholt.“
Sabine Mänken weiter: „Mit einer ungeheuerlichen Unverhältnismäßigkeit werden die positiven externen Effekte des Kinderaufziehens gesellschaftlichen Gruppen zugeordnet, die kaum einen finanziellen Verzicht dafür geleistet haben. Und diese horizontale Umverteilung zulasten von Kindern und Eltern wächst weiter – solange die Individualisierung unserer Gesellschaft die eigene Basis aushöhlt.“ Doch wer Erfolg hat am Erwerbsarbeitsmarkt ist stark. Ihm gilt die mediale und finanzielle Aufmerksamkeit. Dass Erziehungsarbeit dafür die Grundlage war, wird stoisch negiert, während man sich gleichzeitig von ihr nährt. Eine subventionierte Verstaatlichung der Kindererzie-hung zum Zwecke der Freistellung der weiblichen Arbeitskraft darf in einer pluralistischen Gesellschaft aber nicht die Lösung sein!
Nur das Erziehungsgehalt als bisher fehlender Ausgleich zu den gesetzlichen Renten kann die geleistete Wertschöpfung durch Familienarbeit innerhalb des Generationenvertrages wieder integrieren und ermöglicht so eine wirkliche Wahlfreiheit zwischen Erwerbs- und Erziehungsarbeit. „Erst dann, Frau Zypries, wird ihr Wunsch, die Wertschöpfung von Frauen mit entsprechender Wertschätzung in Einklang zu bringen, Wirklichkeit.“
Quelle:
(1) https://www.change.org/p/bundesregierung-unterstützen-sie-das-manifest-starkefrauenstarkewirtschaft-2?
Pressestelle Verband Familienarbeit e.V.
24. Oktober 2017