Familienarbeit i s t Arbeit ! (Fh 2011/3)

von Gudrun Nack

Als ich obenstehenden Text „Schluss mit dem Schneckentempo“ las, kam mir sofort die DVD „30 Jahre Deutsche Hausfrauengewerkschaft/vffm – 30 Jahre in den Medien“(1) in den Sinn. Einige der dort wiedergegebenen Medienauftritte von dhg-Frauen ergaben sich im Zusammenhang mit dem Hausfrauenstreik in Deutschland. Dieser wurde 1992 von der dhg organisiert und durchgeführt, also ein Jahr nach der Aktion in der Schweiz.

Sollte ein solcher Streik auch in Deutschland nach 20 Jahren wiederholt werden, so stünde er unter anderem Vorzeichen, denn aus der dhg wurde der vffm – und nach jüngstem Beschluss wird die Organisation künftig „Verband Familienarbeit“ lauten.
Allemal wäre ein Streik von Familienfrauen und -männern im Jahr 2012 folgerichtig. Nicht nur besagtes DVD-Video mit einem Querschnitt durch 30 Jahre Debatten um den Wert von Familienarbeit, sondern auch jede Ausgabe der Fh und ihrer Vorgängerin, der dhg-Rundschau, zeugt davon, wie notwendig die Verbandsarbeit nach wie vor ist.
Auf der Homepage des Verbandes wird als erstes Ziel genannt: „Wir möchten, dass die Familienarbeit in der öffentlichkeit wahrgenommen wird als das, was sie ist: positive und qualifizierte Arbeit.“ Weiter heißt es: „Es ist die Arbeit, die entsteht, wenn Kinder erzogen werden und wenn kranke, behinderte oder alte Angehörige zu Hause versorgt und betreut werden. Hausarbeit ist ein Teil davon. Auch eine erwerbstätige Mutter bleibt Familienfrau. Die Forderung nach finanzieller Absicherung der Familienarbeit gilt für alle, die diese Arbeit leisten, auch für den Hausmann.“
Zudem werden die folgenden Ziele genannt:(2)
– Gerechte Rente für die Erziehungsleistung,
– ein partnerschaftliches Eherecht,
– Aufnahme der Familienfrauen und -männer in die gesetzliche Unfallversicherung,
– Kuren und qualifizierte Familienpflege bei überlastung und Krankheit,
– Aufnahme der in Familienarbeit geleis­teten Stunden in alle Arbeitsstatistiken und das Bruttoinlandsprodukt,
– Wahlrecht von Geburt an.

Aus gutem Grund haben die Schweizer Frauenstreik-Aktivistinnen 2011 das Schneckentempo beanstandet, mit dem Verantwortliche, z.B. aus Politik und Wirtschaft, so offenkundig gerechte Anliegen wie „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ und „Familienarbeit ist Arbeit“ angehen.
Gerade deswegen lassen wir uns nicht davon abhalten, auf Missstände und Mängel im Bereich Familienarbeit hinzuweisen und uns konsequent für oben genannte Ziele einzusetzen – vielleicht auch wieder mit einem Streik?

Fußnoten:
(1) Siehe auch Fh 4/2009. Das DVD-Video ist über die Geschäftsstelle zu beziehen.
(2) Unter , Rubrik „Was wir wollen“, wird jeder Punkt näher erläutert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert