Der Letzte macht das Licht aus! (Fh 2012/4)

von Gertrud Martin

Bis 2060 rutscht die Bundesrepublik von Rang fünf auf Platz zehn der Top-Industrie­nationen ab, so prognostiziert die OECD in ihrem Bericht „Wachstumsaussichten bis 2060: Neue Wirtschaftsmächte lösen traditionelle Industrienationen ab“. Ein bestimmender Faktor ist dabei die demografische Entwicklung, also mehr Ältere und Betagte und weniger Leute im erwerbsfähigen Alter. Veröffentlicht am 09.11.2012 unter www.oecd.org.

Offenbar treibt die OECD keine weitere Forschung zu den Ursachen der Überalterung. Vielmehr zählt auch sie zu den Institutionen, die nicht oft genug betonen können, dass alle Frauen in der Erwerbsarbeit gebraucht werden. Als Mütter sollen sie möglichst wenig Zeit mit Kindererziehung verplempern. Mütter-Mobbing ist zum gesellschafts- und frauenpolitischen Hit unserer Tage geworden, mit Begriffen wie „Nur-Mutter“, „Heimchen am Herd“, „nicht arbeiten“ für die Leistung, die eigenen Kinder selbst zu erziehen. Ein neues Unterhaltsrecht schwächt die Stellung der Mütter, ums Ehegattensplitting gibt es Streit, der „Mainstream“-Feminismus schließt die Mütter aus, das Elterngeld setzt den Erwerbsstatus zum Maßstab statt der Erziehungsleistung, um die es doch geht. Und schamlos gehässige Schimpftiraden werden allüberall angestimmt wegen eines lächerlich geringen Betreuungsgelds. – All dies kennzeichnet den Tiefpunkt der Anerkennung, den Mütter hierzulande erleben. Das Wort „Mutterschaft“ traut man sich nicht mehr in den Mund zu nehmen – ein verhängnisvolles spätes Erbe aus brauner Zeit.

Allerdings: wo sollen Kinder herkommen, wenn Mütter nicht erwünscht sind? Die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familie ist ganz sicher nicht das Allheilmittel, als das sie uns so euphorisch verkauft wird. Wir leben nach dem Motto: „Der Letzte macht das Licht aus.“

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