Vffm und Matriaval, geht das? (Fh 2009/4)

Warum ist es für mich in Ordnung, sowohl im vffm als auch im matriaval zu sein? Mein persönlicher Weg dorthin.

Von Ingrid Ahrend-Vo

Vor 15 Jahren lernte ich Margit Hofmeister kennen, die im Herbst 1994, im Jahr der Familie, in Bad Waldsee im Landkreis Ravensburg, die Ausstellung „Schöner Schein – Unbezahlte Frauenarbeit – Basis der Wirtschaft“ organisierte.
Diese Ausstellung zeigte treffende Photos und gute, passende Texte. Dazu der Titel: hier wurde öffentlich gemacht, was sonst fast immer unausgesprochen blieb und für die Masse der Bevölkerung undenkbar war: dass wir Familienfrauen unbezahlte Arbeit leisten, die nicht nur unseren nächsten Familienangehörigen zu Gute kommt, sondern von der die ganze Gesellschaft, insbesondere die Wirtschaft, profitiert.

Ich fühlte mich angesprochen und betroffen! In den Photos fand ich mich als Mutter von drei Söhnen wieder.

Ich war froh, auf diesem Wege die – damals noch – Deutsche Hausfrauengewerkschaft (dhg) kennengelernt zu haben, und stellte bald fest, dass in diesem Verband kompetente Frauen ausgezeichnete Arbeit machten, frauen- und familienpolitische Arbeit, die mir zusagte und die mir im Bundesverband des Deutschen Hausfrauenbundes (DHB), in dem ich damals auf Ortsverbandsebene in der Frauengruppe „Impuls“ aktiv war, fehlte.
Ich war dankbar für jede Rundschau, die damalige Verbandzeitschrift der dhg, die Margit mir zukommen ließ, jede Ausgabe brachte mir interessante und wichtige Informationen und Erkenntnisse im frauen- und familienpolitischen Bereich, die ich häufig und gerne bei den von mir organisierten oder besuchten Veranstaltungen weitergab.

Dieser Verband, die dhg, machte Frauen stark, gab ihnen Unterstützung, nicht nur durch ihre Verbandszeitschrift, sondern auch durch Flyer, z. B. zum Eherecht, bei Gerichtsverfahren und durch pfiffige Postkartenaktionen.
Hier wurde meine Sprache gesprochen, meine Gedanken auf Papier gebracht.

Ein paar Jahre später nahmen Margit und ich, zusammen mit 20 weiteren Frauen aus Süddeutschland, an einem vom Frauenministerium geförderten Qualifikationskurs „Frauen ins politische Ehrenamt“ teil. Erfahren hatte ich von diesem, ursprünglich nur für Frauen aus der ehemaligen DDR konzipierten, Kurs wieder von Margit, der dhg-Frau.

In diesem 2-jährigen Kurs lernte ich die damalige dhg-Landesverbandsvorsitzende Ursula Metz kennen und schätzen, und Edda Speidel, eine Mutter von neun Kindern und ebenfalls dhg-Frau.
Zu dieser Zeit traf ich die Entscheidung, dhg-Mitglied zu werden und war glücklich, dazu zu gehören.

Inzwischen hatte unsere Ravensburger Frauengruppe „Impuls“ wieder Mitstreiterinnen gefunden. Wir arbeiteten auf der Grundlage der dhg-Informationen, wurden mit der Zeit alle fünf dhg-Mitglieder und fuhren ab und zu einzeln oder zusammen zu Mitgliederversammlungen, Tagungen oder zum 20. Jubiläum.
Für mich waren dies Highlights im Jahr – wohltuend, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und, trotz unterschiedlicher Ansätze in Details, eine Sprache zu sprechen.

In diesem Verband, dem heutigen Verband für Familienfrauen und -männer vffm war und bin ich zu Hause und ich bin dankbar, dass er weiterbesteht.

Seit mehr als 10 Jahren arbeiten wir in der Frauengruppe Impuls als Teil der dhg/vffm. Die Zugehörigkeit der Gruppe zum DHB wurde aufgegeben.
Die Verbindung und der regelmäßige Austausch mit den anderen Impulsfrauen tut mir gut. Als wir in unserem Landkreis noch eine Frauenbeauftragte hatten, nahmen wir jedes Jahr mit 1 – 2 Veranstaltungen, in denen unsere Themen im Mittelpunkt standen, an der Frauenwoche teil. Diese Themen sind:

– Erziehungseinkommen
– Alternativen zum ungerechten Steuer/Rentensystem und Familien- und Eherecht.
Dazu machten wir Veranstaltungen mit Dr. Borchert und Prof. Adrian (zusammen
mit Kath. Familienbund)
– Vier Vorträge von Herrn Ludwig über PEPE, zusammen mit den Landfrauen und der
Konrad-Adenauer Stiftung
– Das Frauen-Gedenk-Labyrinth
– Alternative Gesellschaftsformen. Dazu zeigten wir den Film „TODAS am Rande des
Paradieses“ von Clemens Kuby und berichteten über diesen Stamm an Hand von
schriftlichen Unterlagen, die uns Dagmar von Garnier, Initiatorin des Frauen-Gedenk
-Labyrinths, zur Verfügung gestellt hatte.

In den Zusammenhängen des Frauen-Gedenk-Labyrinths mit der Hauptverantwortlichen Dagmar von Garnier stieß ich immer wieder auf den Begriff Matriarchat.
Im September 2003fügte ich einen Stein für Hildegard Schooß als Vertreterin der Mütter-zentrumsfrauen, ins Frauen-Gedenk-Labyrinth ein. das damals für 4 Wochen in Frankfurt a.M. ausgestellt war. Im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung sah ich einen Dokumentarfilm über die Mosuo, der von ……… anlässlich einer Forschungsreise von Dr. Heide Göttner-Abendroth zu diesem matriarchalen Volk gedreht wurde.
Das war wie eine Initialzündung, ich begann, mich für das Thema Matriarchat zu interessieren.

Über den Rundbrief, den Dagmar von Garnier an Interessierte herausgibt und in denen sie immer wieder auch Film- und Büchertippsgibt, erstand ich mehrere Filme über matriarchale Völker, die wir uns in der Frauengruppe Impuls gemeinsam anschauten und besprachen. Es blieben viele Fragen offen.
Als ich 2005 in der Zeitschrift ‚Ab 40‘ den Bericht einer Teilnehmerin des Studiengangs an der Alma Mater zur feministischen Kulturreferentin las, einem Studiengang mit interessanten Themen und Referentinnen, machte ich mich auf die Suche. 2006 begann an der Alma Mater ein neuer Studiengang, das war mir zu früh. Was gab es noch?
2007 begann an der Internationalen Akademie Hagia ein Studiengang zur Referentin für Matriarchatsforschung, das konnte funktionieren.
Um die Lehrenden und die Materie kennen zu lernen und mich dem Begriff „matriarchale Mysterienfeste“ anzunähern, nahm ich am Fest zum 20. Jubiläum der Matriarchalen Mysterienfeste an der Akademie Hagia , im Bonner Frauenmuseum teil. Ich wurde Mitglied im Förderverein der Akademie Hagia und besuchte die Jahresmitgliederversammlung dieses Vereins, die ebenfalls in Bonn stattfand.
Anschließend entschloss ich mich, an diesem Studiengang teilzunehmen, um mir ein umfassendes Wissen über die moderne Matriarchats-forschung anzueignen und zu lernen, die matriarchale Spiritualität von Grund auf zu verstehen. Denn eines hatte ich in Bonn verstanden: Nur mit umfassendem Wissen über matriarchale Gesellschaften und matriarchaler Spiritualität kann ich meine patriarchale Brille absetzen und die Dinge mit einem anderen Blick betrachten.

Jetzt, am Ende des dreijährigen Studiengangs, bin ich froh, diese Ausbildung gemacht zu haben.

Im ersten Jahr des Studiengangs bekamen wir an einem Wochenende in der Hagia Besuch von Gudrun Frank-Wissmann. Sie hatte für uns alle die soeben fertiggestellte erste Ausgabe der Zeitschrift „Matriaval“ mitgebracht, um sie uns vorzustellen.
Dass es einen Verein gibt, der matriarchale Werte verbreiten und noch bestehende matriarchale Völker unterstützen möchte, ihre Kultur zu bewahren, gefiel mir.

Nachdem ich das erste Heft gelesen hatte, war klar, dass ich diesem Verein beitreten würde. So hatte ich die Möglichkeit, „über den Tellerrand hinaus zu schauen“ und wenigstens ansatzweise mitzubekommen, was andere, in matriarchalen Zusammenhängen aktive Frauen in Deutschland machen. So habe ich auch ab und zu Kontakt zu den Lehrenden und Lernenden der Alma Mater.

Als Anfang dieses Jahres Dagmar Margotsdotter und Uschi Madeisky, beide Vorstandsfrauen des Vereins Matriaval, in den Vorstand des vffm gewählt wurden, schloss sich für mich ein Kreis. Für mich gehören die Matriarchatsbewegung und der vffm zusammen.

Die Arbeit der Mütter und ihre Wertschätzung ist ein wichtiges verbindendes Element des Verbandes vffm und des Vereins matriaval.
Bereits 1997schrieb Monika Bunte in unserer Verbandszeitschrift einen, für mich wichtigen, Artikel: der Herd – ein Ort weiblicher Stärke.
Schon vorher, in der Rundschau 1/1995, las ich Auszüge aus einem Vortrag von Christa Mulack, die Jacqueline Poetschke zusammengestellt hatte, mit einer Gegenüberstellung von matriarchalem und patriarchalem Familienverständnis.
Ich glaube, da ist mir der Begriff Matriarchat zum ersten Mal begegnet. Und ich weiß, dass mir das matriarchale Familienverständnis sympathischer war als das patriarchale.

Ich mag es, wenn Menschen gegen den Strom schwimmen, Alternativen entwickeln und verfolgen. Dies ist in beiden Vereinen, aber auch in den Akademien Hagia und Alma Mater der Fall.
Diese zu unterstützen und sei es nur durch meine Mitgliedschaft, ist mir ein wichtiges Anliegen. Wenn ich dann, von Fall zu Fall, auch aktiv einen Beitrag leisten kann, bin ich darüber glücklich.

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