Martin Lohmann: Etikettenschwindel Familienpolitik

Martin Lohmann: Etikettenschwindel Familienpolitik. Ein Zwischenruf für mehr Bürgerfreiheit und das Ende der Bevormundung.
Gütersloher Verlagshaus, 2008. ISBN: 978-3-579-06987-6. 222 Seiten.
Buchbesprechung von Ludger Reuber

„Lasst den Kindern das, was ihnen in ihren ersten Lebensjahren am allerbesten tut: ihre Mutter.“ Das ist der rote Faden, der sich durch Lohmanns Buch zieht. Sein Lösungsvorschlag ist eindeutig: „Die Familie als Arbeitsplatz“.

Der bekannte Fernseh-Moderator und Publizist zitiert reihenweise jüngste Forschungsergebnisse aus der Gehirnforschung, Soziologie und Pädagogik, die den Vorsprung des Einflusses der Mutter in der frühkindlichen Entwicklung belegen, und beklagt, dass die gegenwärtige Familienpolitik in die Gegenrichtung und damit in eine Einbahnstraße fährt. Zumindest, so Lohmann, müsse eine reale Wahlfreiheit geschaffen werden, ob Eltern die Erziehungsarbeit selbst leisten oder zu Gunsten ihrer Erwerbsarbeit in andere Hände geben wollen. Diese Wahlfreiheit bestehe in Wirklichkeit aber nicht, weil die Erziehungsleistung der Familie materiell benachteiligt und in der gesellschaftlichen Diskussion diskriminiert werde. Die gesamte Familienpolitik werde nicht vom Kind her gedacht, sondern von den Platzanweisungen der Wirtschaft und einer falsch verstandenen Emanzipation der Frau.
Deshalb nennt Lohmann unsere Familienpolitik auch unumwunden „Etikettenschwindel“. Und mit eindrucksvollen Zahlen jüngster Untersuchungen des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung belegt er, wie wertvoll auch im ökonomischen Sinn die Familienleistungen sind: „Familien transferieren mit jedem Kind ein kleines Vermögen an den Staatshaushalt.“
Eine komische Gesellschaft ist das, die ihre eigenen Wert-Quellen diskriminiert und verachtet!
Auf der Suche nach tragfähigen Lösungen ist Lohmann auf das „Projekt Erziehungsund Pflegeeinkommen (PEPe)“ gestoßen, nach dem die Erziehungs- und Pflegearbeit in der Familie wie Erwerbsarbeit entlohnt werden soll. Er beschreibt, wie dieses Modell wissenschaftlich fundiert wurde, dass es sich rechnet und revolutionäre Wirkungen erzielen würde: „Es werden neue Arbeitsplätze geschaffen, die bislang gar nicht auf der Rechnung waren. Die gesellschaftlichen Leistungen, die in der Familie und den privaten Haushalten erbracht werden, werden endlich auch entsprechend anerkannt. Familien- und Kinderarmut würden verschwinden. Der Kinderwunsch der Eltern ist nicht mehr mit einem existentiellen Nachteil verbunden. Und vor allem: Die viel beschworene Wahlfreiheit wäre wirklich vorhanden.“
Hier sind alle Vorteile von PEPe auf den Punkt gebracht, weshalb Lohmann dann auch zornig feststellt: „Es ist nicht verständlich, dass dieser Ansatz von vielen Kreisen in der Politik, der Gesellschaft und in vielen Medien überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird.“ Lohmann bricht in seinem Buch eine Lanze für die Familie, für eheliche Treue und für eine familienfreundliche Arbeitswelt. Auch wer nicht allen seinen Bewertungen zustimmt, wird durch die bekenntnishafte Klarheit Lohmanns gewinnen. Lediglich der Vater kommt bei ihm ein wenig zu kurz, obwohl nur durch seine aktive Rolle die Mutter das leisten kann, was Lohmann ihr zumisst.

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